Ein wahrlich sehenswerter Abend
Am Schluss stand die Halle Kopf. Pfadi Winterthur hat mit einem sehr beherzten Auftritt dem Favoriten Gorenje Velenje ein veritables Schnippchen geschlagen. Nach gutem Start und einem Durchhänger im Verlauf der ersten Halbzeit kämpften sich die Winterthurer ins Spiel zurück und brachten das Spiel zusehends unter Kontrolle. Einer hatte dabei einen ganz grossen Auftritt. Noam Leopold traf bei einer Quote von 88% ganze 14 Mal, alleine zehnmal in der ersten Halbzeit.
Der Auftakt in diese Partie, der zweitletzten Chance für eine Qualifikation zur zweiten Gruppenphase, verlief aus Sicht des Gastgebers schon mal gut genug. Noam Leopold eröffnete das Skore gegen den aktuellen Tabellendritten aus Slowenien. Er markierte damit den Auftakt zu seinen insgesamt zehn Treffern alleine in Halbzeit Eins. Bis zum 3:3 durch Tomas Moreira hielten die Pfader gut mit, danach passierten in der Offensive einige Fehler zu viel. Diese nutzten die Gäste nach dem zwischenzeitlichen 5:7 effizient und lagen nach zwölf Minuten entsprechend mit fünf Toren in Front (5:10). Die Winterthurer agierten danach aber zunehmend aufsässiger, Adir Ahmetasevic hielt nun wichtige Bälle und Leopold zog seine grosse Show vom Flügel und Siebenmeterpunkt resolut durch. Mit dem 11:12 markierte er auch den Anschlusstreffer gleich selber. Neben der Leistungssteigerung in der Defensive trugen aber auch Arsenije Dragasevic, Tomas Moreira und zum Schluss des ersten Durchgangs zwei Mal Tim Rellstab zu einer gesunden Offensivbilanz bei. Der Eintorerückstand und das 17:18 war verdienter Lohn eines guten Kampfes zurück ins Spiel.
Dragasevic eröffnete den Torreigen nach dem Start in die zweite Halbzeit. Pfadi blieb nun hartnäckig, glich immer wieder aus und selbst nach einem weiteren Dreitorerückstand beim 26:29 blieben sie hartnäckig dran. Alessio Lioi dirigierte als gute Alternative zum routinierten Kevin Jud als Spielmacher. Nach einer Triplette von Rechtaussen Leandro Lioi glich das Team von Goran Cvetkovic ein weiteres Mal wieder aus. Und weil auch dem eingewechselten Dennis Wipf im Tor der Gastgeber einige Big Safes gelangen, begannen die Einheimischen zusammen mit dem Publikum zusehends an einen Erfolg zu glauben. Moustafa Hadj Sadok läutete mit dem Führungstreffer zum 30:29 die spannende Crunch Time ein, Tim Rellstab und erneut Rechtaussen Leandro Lioi besorgten gar einen Zweitorevorsprung (59:07), welchen Gorenje Velenje postwendend durch ihren Kreisläufer Branko Predovic zum 32:31 konterte. Weil Rellstab in Zeitnot seinen letzten Wurf an den entfernten Torpfosten wetterte kamen die Slowenen dann doch noch zur Ausgleichschance. Ihr Coach Zoran Jovicic nahm 29 Sekunden vor Schluss sein letztes Team Time Out. Ein durch die Pfadi Abwehr sehr gut provoziertes Stürmerfoul von Rechtsaussen Ibrahim Haseljic sicherte den Winterthurern 13 Sekunden vor Spielschluss endgültig den frenetisch bejubelten Sieg.
Die Entscheidung fällt in der letzten Runde
Im anderen Gruppenspiel siegten die Schweden vom IK Sävehof mit 40:27 ungefährdet gegen REBI Balonmano Cuenca. Bei den in Winterthur besiegten Spaniern kommt es nun zum Showdown, derweil die punktgleichen Slowenen zu Hause gegen den bislang unbesiegten IK Sävehof antreten müssen. Es ist nun alles möglich, selbst eine Qualifikation für die Hauptrunde mit weiteren sechs Gruppenspielen. Die jungen Winterthurer haben sich diesen guten Umstand mit zuletzt stark verbesserten Team-Leistungen auch auf internationalem Parkett sehr verdient.
EHF European League Men 2023/24 | R5
Pfadi Winterthur – RK Gorenje Velenje (SLO) 32:31 (17:18)
Dienstag, 28. November 2023, 18.45 Uhr, AXA Arena Winterthur
Bilder Markus Aeschimann | Herzlichen Dank für die spektakulären Bilder.
Statements bei der Pressekonferenz nach dem Spiel
■ Gregor Cudic (Assistenztrainer RK Gorenje Velenje): «Wir wussten, dass es ein sehr schweres Spiel werden würde. Wir hätten mehr Fouls und Schüsse machen müssen, um hier etwas mitzunehmen. Sie haben sich sehr gut auf uns vorbereitet, sie waren besser. Wir haben eine gute Mannschaft erwartet, wir hätten so spielen sollen wie in Velenje gegen Pfadi, aber das haben wir leider nicht.»
■ Jernej Drobez (Spieler RK Gorenje Velenje): «Wir haben aufgehört zu spielen, nachdem wir das Spiel früh in der Hand hatten, und dann haben wir nicht die Dinge gemacht, die wir besprochen haben. Ihre Torhüter haben gerettet, sie spielen zu Hause und sie kommen zurück, das ist passiert. Wir haben uns am Anfang wohl gefühlt, waren stark in der Verteidigung und schnell im Angriff, aber dann hat unser Selbstvertrauen nachgelassen.»
■ Goran Cvetkovic (Cheftrainer Pfadi Winterthur): «Es war ein wirklich schönes und gutes Spiel als Event. Wir haben zwei Mannschaften gesehen, die um den Einzug in die nächste Runde gekämpft haben, wir waren beide sehr motiviert und haben zum Glück einen Fehler weniger gemacht als Velenje. In der zweiten Phase der zweiten Halbzeit haben wir plötzlich mit sieben gegen sechs überrascht, was uns zu zwei einfachen Toren geführt hat. Wir haben nie zurückgeschlagen, da wir einmal mit einem Tor vorne lagen. Es war ein emotionales Spiel, und diese Emotionen haben uns zum Sieg verholfen. Unsere erste grosse Überraschung war das Weiterkommen gegen Aguas Santas in der Qualifikationsrunde. Wir haben dann auf die harte Tour gelernt, wie es ist, in der EHF European League zu spielen. Es sah so aus, als hätten wir keine Chancen, aber wir können schnell lernen – für jeden jungen Spieler ist das sehr wertvoll. Am Ende ist es nur ein Sieg. Wir geniessen ihn für ein paar Sekunden, dann gehen wir zurück, arbeiten hart und träumen davon, in die nächste Runde zu kommen.»
■ Noam Leopold (Spieler Pfadi Winterthur): «Sie haben uns gezeigt, wie gut sie sind und uns im ersten Spiel bei ihnen im Oktober dominiert. Wir wollten heute Geschichte für diesen Verein schreiben. Es ist eine einmalige Gelegenheit, die nächste Runde zu erreichen. Man muss immer daran glauben, dass man gewinnen kann, sonst braucht man nicht zu spielen. Wir haben eine starke Mannschaft, heute hat es geklappt, weil wir alles auf dem Parkett gelassen haben. Neben der Qualifikation für die EHF European League ist es für uns der bisher grösste Sieg in dieser Saison.»
Livestream auf EHF TV
Welche Spiele der EHF European League im EHF TV übertragen werden, ist aktuell noch nicht festgelegt. Es ist möglich, dass die Spiele wiederum auf DAZN (DAZN ist ein kostenpflichtiger Streamingdienst) ausgestrahlt werden. Informationen folgen zeitnah.
Quickline Handball League (QHL) – Nächste Heimspiele in der AXA ARENA
Sa. 02.12.2023 | 17:00 Uhr | Pfadi Winterthur – HC Kriens-Luzern
So. 10.12.2023 | 17:00 Uhr | Pfadi Winterthur – GC Amicitia Zürich
Mi. 20.12.2023 | 19:00 Uhr | Pfadi Winterthur – Wacker Thun